Skitourengebiet und Tourenmöglichkeiten aussuchen.
Danach kannst du die Tourenplanung in drei Stufen durchführen; bei der Planung Zuhause, bei der Ankunft im Tourengebiet und letztlich, unterwegs auf der Tour. Dabei spielen das sogenannte
Lawinenmantra und die SnowCard wichtige Rollen, auf die
beiden werde ich später eingehen.
- Tourenplanung, Zuhause
- in der Karte (Alpenvereinaktiv.com) die tour suchen oder selbst die strecke planen.
Die Tourenplanung sollte offline (auf Handy oder GPS Gerät) gespeichert werden!
Mehr zum Thema Tourenplanung findest du hier "Tour planen".
Ich erstelle gerne erst einen ganz groben Tourenplan in der Online-Karte und arbeite damit die folgende Liste ab. Wenn die Tour für mich stimmig erscheint erstelle ich einen genaueren
Tourenplan - mit einem genauen Track (GPS), kritische Punkte, Dauer, Pausen, etc.
- Mit Hüttenwirt*in bzgl Aufstieg und Touren Rücksprache halten. Eventuell reicht es auch auf die Internetseite der Hütte nachzuschauen.
Bei schwierigeren Zustiegen empfehle ich dir immer mit den Wirtsleuten telefonisch Kontakt aufzunehmen.
- Skitourenführer oder andere (online) Literatur benutzen (Ich mag gerne die Skitourenführer des Panico-Verlags, davon gibt es einige in der Sektionsbibliothek)
- Die Notrufnummer in der Tourengegend erkunden: Europäische Notrufnummer 112, Rufnummer der Bergrettung in Österreich 140, Bergrettung Schweiz
1414, Frankreich 118 und in Italien 118
- Das Lawinen Mantra kann dir bei der Risikoabschätzung unterstützen. (Das Mantra kannst du dir hier ausführlich anschauen).
Zuhause kurz vor der Tour kann es sinnvoll sein die folgende Schritte durchzugehen:
-
Problemwahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist
es, auf der Tour an dem Tag in einen Unfall zu geraten? Lawinenlagebericht (LLB): Gefahrenstufe, Wo? LLB: potentielle Gefahrenstellen, günstige/ ungünstige Hänge, in welcher Höhe besteht die Gefahr? Risikoabschätzung zur Tour
und zu Einzelhängen.
SnowCard nutzen um das Risiko von potentiell kritischen Stellen abzuschätzen. Auf der Rote passend davor
Check-Points definieren.
-
Problemanalyse: LLB: Was? Welche Lawinenprobleme könnten auftreten
(z. Bsp. Altschneeproblematik, Neuschnee, ...)
Bei diesen beiden ersten Schritten hilft dir der LLB.
Bei den nächsten beiden Schritten bist du auf dich und deine Kommunikation mit der Gruppe angewiesen.
-
Faktor Mensch - wer ist dabei; wie erfahren, wie fit, wie risikobereit?
Wie kommst du an diese Information? Da hilft es wohl nur mit deinen Bergfreund:innen zu reden.
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Konsequenzanalyse: Was könnte passieren, wenn eine Lawine abgeht - Felsstufe, Bachsenke, ...
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Vorsichtsmaßnahmen? Welche Maßnahmen könnten relevant sein, um das Risiko zu minimieren; Abstand, Einzelbegehung, alternative Wege, ...
Jetzt kann die Anreise starten - sofern möglich mit den Öffis, oder?
-
Vor Ort, wenn du am Ausgangspunkt ankommst, d.h. wenn ihr ins nicht gesicherte Gelände hineingeht.
- Spätestens jetzt deine Planung mit den anderen in der Gruppe besprechen.
Vor der Tour möchte ich dir nahelegen folgende Punkte mit der Gruppe zu besprechen:
Wie sind die einzelne Teilnehmer:innen heute "drauf"? Ziel, Bedürfnisse, Körperliche Einschränkungen, ...
Den aktuellen LLB erläutern und besprechen.
Die geplante Tour durchgehen; Ziel, Dauer, Pausenplanung, kritische Abschnitte, ...
- Prüfe ob die Bedingungen mit deinen Erwartungen übereinstimmen; z.Bsp. Schneemenge und -beschaffenheit; Umgebung und Gelände "scannen"
- "LVS-Check" - am ersten Tag den grossen LVS-Check, danach jeden Tag, vor der Tour die kleine LVS-Kontrolle durchführen- so geht das: siehe Lehrvideo des Alpenvereins
- Täglich LLB abrufen, die Entwicklung, sowie Vorhersagen beachten.
Beispielsweise könnte eine Lawinenstufe 3 nach zwei Tagen mit Lawinenstufe 4 anders zu beurteilen sein, als ein Dreier am fünften Tag mit Drei und leicht steigende Temperatur ohne
zusätzlichem Schneefall.
- Das Lawinen Mantra zur Risikoabschätzung
-
Problemwahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich? - Passt der LLB mit den Gegebenheiten? Entsprechen die Zeichen, die du
wahrnehmen kannst dem was du erwartet hast?
Wo? Windzeichen, Lawinenabgänge, "Wum"-Geräusche, ...
- Problemanalyse: Was? Lawinenproblem aus der Vorhersage des LLBs mit den
aktuellen Bedingungen vor Ort vergleichen; gibt es z. Bsp Schneebeschaffenheit (gebunden?), Temperatur, Wind (Gipfelfanen), mehr
oder weniger Neuschnee, abgeblasen? Schneeablagerungen, wie sind die Windzeichen, ... Ggf Schneeprofil anschauen.
- Faktor Mensch; wie sind die einzelne TeilnehmerInnen heute drauf? ("Gipfel um jeden Preis" oder eher "Sicherheit geht
vor"?
-
Konsequenzanalyse; Entsprichen die Geländeformen, die du vom Startpunkt aus sehen kannst, das was du dir bei der Planung vorgestellt hast, oder ist der
Aufstiegshang viel grösser/ kleiner? Gibt es Geländefallen, die du bei der Planung übersehen hattest? Sind andere Gruppen vor euch im Aufstieg, die Lawinen auslösen können?...
- Vorsichtsmaßnahmen; potentielle Gefahrenstellen in Erinnerung rufen. Welche Möglichkeiten gibt es, um das Risiko zu
reduzieren? z. Bsp Warten bis eine andere Gruppe aus dem Hang weg ist. Einen Alternativweg einschlagen.
-
Einzelhang / am Checkpoint- an jedem Checkpoint, bzw vor jedem "kritischen" Hang bleiben wir stehen und gehen das Mantra durch, um die Gefahrenstelle
einzuschätzen.
-
Informieren: Wir nutzen dabei alle Informationen, die wir unterwegs gesammelt haben; Stocktest, Schneeproben, Windzeichen,
Lawinenabgänge, "Wum"-Geräusche, "Pizzastück in der Spitzkehre", ...
-
Überlegen:
- Problemwahrscheinlichkeit: Wie? Die Steilheit
des Geländes und Hangausrichtung einschätzen. LLB in erinnerung rufen. Wo? Mit
SnowCard das Risiko im Hang abschätzen
- Problemanalyse: Was? Lawinenproblem aus LLB mit den Bedingungen im Hang vergleichen.
- Faktor Mensch - die Gruppe bei deiner Entscheidung berücksichtigen und einbeziehen
- Unterwegs regelmässig Pausen einlegen, damit die Kraft nicht zu schnell ausgeht.
Z.Bsp. Jede Stunde eine kurze Trinkpause, jede zweite Stunde eine kleinigkeit essen. Nach etwa 4 Stunden eine längere Pause zum essen, trinken und regenerieren.
- Konsequenzanalyse; entspricht die aktuelle Geländeform, das was du dir bei der Planung vorgestellt hast?
Wie sieht der Hangfuss aus (auslaufend/ abbruch/ enger bachlauf/ ...)
- Vorsichtsmaßnahmen; sollte was getan werden, um das Risiko zu reduzieren?
Entlastungsabstände, Einzel eine Rinne queren/ einen Hang befahren, ...
Gibt es sichere Sammelpunkte?
==> Entscheiden!
Die SnowCard ist
das probabilistische Werkzeug des Mantras, um die Wahrscheinlichkeit für Lawinen zu schätzen. Durch die Kombination von Gefahrenstufe, Hangsteilheit und Lawinenproblem(en) führt sie bei einem
bestimmten Hang zu „grün“ (niedriges Risiko), „gelb“ (mittleres Risiko) und „rot“ (großes Risiko) und so zu einer defensiven
Handlungsempfehlung.
Lawienenlageberichte
Europa -karte mit links lawinen
lageberichte
Österreich: lawine: lawine.at
Vorarlberg: warnung.vorarlberg.at
Tirol & Trentino lawine lawinen.report
Italien lawine: Aineva.it
Lombardei: ARPA Lombardia
Schweiz lawine: slf.ch
Norwegen lawine: varsom.no
Karten Online
Schweiz: Die original Schweizer Karten findest du online hier: swisstopo -
karten map.geo.admin.ch
Norwegen: Karte und tourenplanung: ut.no (als DNT.no - mitglied bekommst du die volle funktionalität kostenlos dazu)
Alpenvereinskarten: alpenvereinaktiv.com
IMMER vor der Tourensaison
Dein LVS Wisse auffrischen. Hierzu gibt es einige nützliche Videos vom Alpenverein,
Ein super Überblick über die Verschüttetenrettung bekommst du in Video "Skitour: Notfall Lawine" hier
Zusammengefasst:
Gleich den Notruf absetzen!
-
Signalsuche: hier bist du so schnell wie möglich über den Lawinenkegel unterwegs, suchst mit den Augen nach Gegenständen im Schnee und rufst "SIGNAL" um die anderen zu informieren, sobald du ein akustisches Signal hörst, das besagt, dass dein LVS Gerät jetzt das Signal des Verschütteten empfangen hat.
-
Grobsuche: du bewegst dich schnell und schaust auf die Anzeige des LVS Gerätes, wie die Zahl immer kleiner wird und folgst die Pfeilen. Ab "10" -
laut "10" rufen, um die Gruppe zu informieren- fängt der Sinkflug an und bewegst du dich deutlich langsamer und
präziser.
Andere Gruppenmitglieder bringen eine Sonde und mehrere Schaufeln an die Suchstelle.
- Dei Feinsuche beginnt bei "5" und wird mit einem lauten Ruf "5" eingeleitet. Ab jetzt befindet sich
das LVS Gerät direkt über der Schneeoberfläche, du bewegst dich auf allen vieren und du bist sehr präzise in deinen Bewegungen. Wenn die Pfeile verschwinden,
nur in einer Richtung bewegen- und orthogonal dazu, ohne es zu drehen, bis du die Stelle mit dem niedrigsten Wert bestimmt und markiert hast "X". LVS wird
weggelegt.
- Die Punktsuche wird mit der Sonde durchgeführt; orthogonal zur Schneeoberfläche und ab "X" spiralförmig nach aussen sondieren, bis die genaue Position des
Verschütteten bestimmt ist. Die Gruppe wird laut über den "TREFFER" informiert. Sonde bleibt stecken und zeigt die Verschüttungstiefe!
-
Ausgraben - oft der anstrengendste Teil der Rettung - siehe Video
Nicht an der Sonde mit dem Graben anfangen, sondern in einer Entfernung = Verschüttungstiefe UNTERHALB der Sonde.
Mit System, schnell eine flache Rampe zu der verschüttete Person ausgraben und den Kopf (Atemwege) freilegen!
Video dazu gibt es hier.
- Die Verschüttete Person warm halten. Ggf erste Hilfe leisten. Auf die professionelle Bergrettung warten.
Dein LVS Können einüben!
Den Ablauf oft üben, gerne auch im Sommer ein LVS Gerät im Laub verstecken, oder zwischen den Ostereiern :)
Deine LVS Ausrüstung auf Tauglichkeit prüfen
Bestandteile: 3-Antennen LVS Gerät, Schaufel aus Metall, Sonde > 2m
- 1-Antennegeräte gehören ins Museum
- 2-Antennengeräte gehören ausgetauscht! NUR 3-Antennengeräte gehören mit auf die Tour
- Kunststoffschaufel reicht nicht aus! Sie kann bei hoher Belastung brechen.
Die Schaufel muss aus Metall sein! Möglichst Teleskop Schaft
- Wenn du eine neue Sonde brauchst - überlege ob du eine aktiv suchende Sonde kaufst (z. Bsp von Pieps IProbe BT)