Die Kraft des Berges...

...für dich nutzen.

Seine Stille und seine Wildheit,

seine Kraft, seine Ruhe,

seine Vollkommenheit und seine Schönheit

in dich aufnehmen.

Mit dem Berg eins werden....



Bergmeditation

Vorgehen...

Den Text langsam durchlesen. Immer wieder Innehalten. 

Eine angenehme, aufrechte und für dich würdevolle Position im Sitzen einnehmen.

Den Fokus auf die Atmung richten: Atem kommt. ... ... ... ... Atem geht.

laut vorlesen:

Vor deinem inneren Auge, das Bild eines Berges entstehen lassen.
Ein Berg, den du gut kennst oder den du auf einem Foto gesehen hast oder ein Berg, der jetzt in deiner Phantasie entsteht.
Lasse dieses innere Bild des Berges langsam immer deutlicher und immer lebendiger werden. Betrachte die ganze Gestalt des Berges, den in den Himmel emporragenden Gipfel und sein in der Erdkruste verankertes, massives Fundament.
Betrachte seine steilen oder sanft abfallenden Flanken.
Nehme war, wie massiv der Berg ist, wie stabil, wie unbewegt und wie wunderschön, sowohl aus der Ferne wie auch aus der Nähe betrachtet.
Eine Schönheit, die aus einer einzigartigen Gestalt und Form hervorgeht und dabei gleichzeitig auch universelle Eigenschaften des Bergseins an sich verkörpert.
Vielleicht ist die Spitze deines Berges mit Schnee bedeckt und seine tiefer gelegenen Hänge sind bewaldet.
Vielleicht gibt es dort bunte Blumenwiesen und rauschende Bäche.

Vielleicht hat er einen besonders hoch aufragenden Gipfel, vielleicht aber auch eine Reihe von Gipfeln.

Wie auch immer seine Form und Erscheinung sein mag, einfach ganz ruhig da sitzen und atmen -  mit deinem Bild des Berges, betrachte es und werde dir der Eigenschaften des Berges bewusst.  

Wenn du möchtest, schaue, ob du den Berg in deinem Körper hineinversetzen kannst, sodass dein Körper, so wie du hier sitzt und der Berg vor deinem geistigen Auge eins werden.
Seine Stille und seine Stabilit
ät mit ihm teilen.
Sitzen wie ein Berg, w
ürdevoll und still. Dein Kopf wird zu dem hoch aufragenden Gipfel, deine Schultern und Arme, dein Rücken und die Vorderseite des Körpers werden zu den Hängen und dein Gesäß und die Beine bilden das feste Fundament, verwurzelt mit dem Kissen am Boden oder mit dem Stuhl auf dem du sitzt.

Erlebe tief in deinem eigenen Körper, beginnend im Becken und entlang der Wirbelsäule die emporsteigende Qualität des Berges und werde jetzt mit jedem Atemzug ein bisschen mehr zu einem atmenden Berg.

Unerschütterlich in deiner Stille ruhend, vollständig das, was du bist, jenseits von Worten und Gedanken: eine zentrierte, geerdete und unerschütterliche Präsenz.

Sehe, wie der Berg eine Stille und Ruhe verkörpert, die alle Veränderung überdauert. Im Sommer liegt kein Schnee auf dem Berg, außer vielleicht auf dem Gipfel und dort wo keine Sonne hin kommt. Im Herbst leuchtet er manchmal in glühenden feuerfarben und im Winter überdeckt ihn ein Mantel aus Eis und Schnee.
In allen Jahreszeiten ist er gelegentlich von Wolken oder Nebel umh
üllt, oder es prasselt ein Eisregen auf ihn nieder. Vielleicht kommen Wanderer vorbei und machen Bemerkungen über die Schönheit des Berges oder sie klagen über die schlechte Sicht, wenn es an manchen Tagen wolkig, neblig oder regnerisch ist.

 

Von all dem bleibt der Berg unberührt. Er sitzt ganz einfach nur still und ruhig da. Seine Großartigkeit und seine Schönheit sind nicht davon abhängig, ob er gesehen wird oder nicht oder wie das Wetter gerade ist. Den Berg kümmert es nicht im Geringsten, ob man ihn sieht, ob er im gleißenden Sonnenlicht liegt oder von massigen  Wolken umhüllt ist.

Während die Jahreszeiten vorbeiziehen, sitzt der Berg einfach weiter da, ohne sich vom Wetter und von dem, was auf seiner Oberfläche geschieht, beeindrucken zu lassen. 

Und wenn wir sitzen und meditieren, können wir trotz der ständigen Veränderungen in unserem eigenen Leben, die gleiche unerschütterliche Stille und Gelassenheit verkörpern wie der Berg.  

In unserem Leben, wie in unserer Meditationspraxis, erfahren wir fortlaufend die sich ständig verändernde Natur unseres Körpers und Geistes, ebenso wie der Welt um uns herum. Und zwar von Sekunde zu Sekunde, Stunde für Stunde und Jahr für Jahr. Auch wir erleben unsere eigenen Perioden der Dunkelheit und des Nichts. Auch in unserem Leben gibt es heitere und farbenfrohe Momente, aber auch eintönige und trübe, wir erleben Stürme unterschiedlicher Intensivität und wir erleben Gewalt, nicht nur in der äußeren Welt, sondern auch in unserem eigenen Leben, in unserem Körper und in unserem Geist. Wir dulden Zeiten des Schmerzes und der Verzweiflung und wir erleben Momente voller Freude und Glück. 

 

 

Indem wir in der Meditationspraxis selbst zum Berg werden, können wir uns mit der Stabilität und Ruhe des Berges verbinden und sie für uns nutzen. Wir können jeden Moment unseres Lebens mit Achtsamkeit, Gleichmut und Klarheit begegnen. Vielleicht kann dies uns helfen zu sehen, dass unsere Gedanken und Gefühle, unsere emotionalen Stürme und Krisen und selbst die Dinge, die uns in unserem Leben passieren, ganz ähnlich sind, wie das Wetter auf einem Berg. Wir neigen dazu das Wetter unseres Lebens allzu persönlich zu nehmen, obwohl es weitgehend ganz unpersönlich ist. Natürlich können wir es nicht ignorieren oder leugnen. Es geht vielmehr darum, ihm zu begegnen, es zu respektieren, zu spüren, als das zu erkennen, was es wirklich ist und in unserem Gewahrsein zuhalten. Auf diese Weise können wir zu einer tieferen Ruhe, Stille und Weisheit gelangen, als wir es je für möglich gehalten hätten. 

 

Und wenn diese Meditation jetzt zu ende ist, darfst du diese Vorstellung vom Berg mit dir in den Alltag nehmen.
(
Text frei nach Jon Kabat-Zinn, Ulrike Kesper-Grossman: Die heilende Kraft der Achtsamkeit. Freiamt: Arbor 2009